Aktive Fanbetreuung
Liebe Freunde der Blasmusik,
unterhält man sich als Popidol mit ahnungslosen Outdoors über
das Musikbiz, so wird früher oder später unterstellt,
dass es nach einem Gig doch so richtig abgeht. Dass willige Frauen
Schlange stehen und die einzige Tätigkeit der Musiker in der
Auswahl der Gespielinnen besteht.
Widerwillig - schließlich haben wir ein Image, dass es zu
pflegen gilt - müssen wir eingestehen, dass die Situation eine
völlig andere ist.
Begibt man sich nach einem Gig in den Backstagebereich und glaubt,
dass in Kürze ein Modellauflauf stattfindet, kann man bis zum
St. Nimmerleinstag warten. Da kommt niemand.
Wir können an dieser Stelle auch alle Partner von hoffnungsvollen
Rockstars beruhigen. Da läuft nichts. OK, sagen wir fast nichts.
Besonders altkluge Zeitgenossen könnten an dieser Stelle einwenden,
dies läge am durchschnittlichen Äußeren der Refrigerators
oder deren uninteressanten Aura. Abgesehen davon, dass beides nicht
stimmt, möchten wir diesen Besserwissern mitteilen, dass wir
nicht von uns, sondern von einer ganzen Branche sprechen. Es ist
ja so, dass wir selten alleine auftreten. Auf Open - Airs trifft
man pro Abend oft auf 5-6 Rockbands mit jeweils 4-8 paarungswilligen
Musikern. Also noch mal: Nullinger!
Wir sind noch die Einäugigen unter den Blinden. Und zwar seit
jenem denkwürdigen Gig beim Altstadtfest in Speyer.
Ein Außenstehender hat das Ei des Kolumbus für uns aufgestellt.
Daniel Kreisl, der Bruder unseres genialen Frontmanns Patrick, wurde
Anfang der 90er Jahre von uns ausgewählt, bei Auftritten das
Mischpult zu bedienen. Daniel ist ein patenter Kerl mit viel Humor.
Er ist ein großer Trinker, ausgestattet mit der fast schon
sprichwörtlichen Kreislschen Alkoholresistenz. Von Mischpulttechnik
versteht er jedoch bis heute soviel wie Kimmy, der Kater meiner
Nachbarin.
Wollen wir diesen Aspekt jedoch nicht weiter vertiefen und uns nicht
fragen, an welchen
Knöpfen Daniel während unserer Auftritte warum gedreht
hat.
Seine eigentliche Stärke entwickelte er regelmäßig
nach den Konzerten. Er trank uns das Bier weg und mischte sich unter
das Volk, um Beute zu machen. Mit Erfolg.
Wir Hauptakteure haben uns das Treiben einige Zeit erstaunt bis
neidisch angesehen, um dann festzustellen, dass wir unsere Strategie
ändern und uns an Daniels Tun orientieren müssen. Also
raus aus der Passivität. Aktives Handeln ist gefragt. Oder
wie heißt es so schön: Wenn der Prophet nicht zum Berg
kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen.
Seitdem hat sich die Situation nicht grundlegend verändert,
jedoch deutlich verbessert.
Dieser Paradigmenwechsel ist in der Geschichte der Refrigerators
als das Dekret von Speyer zur Einführung der aktiven Fanbetreung
eingegangen. Details, wie genau aktive Fanbetreung vonstatten geht,
können und wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Schließlich
wollen wir unseren Wissensvorsprung noch möglichst lange verteidigen.
Seit diesem Jahr forschen wir an einem ganz neuen Projekt. Es trägt
den Arbeitstitel: " Die Axt im Haus erspart den Zimmermann".
Dies ist jedoch noch nicht serienreif und für Anfänger
völlig ungeeignet, ja sogar gefährlich. Wir halten Euch
aber auf dem laufenden.
Bis dahin keep refrigerated
Hoch
|