Der Gig war super
Liebe Musikfreunde,
man kann sich als Band fast jeden Scheißgig schönreden
und gegnerischen Bands als weiteren Schritt zum Durchbruch verkaufen.
Gerade bei Auswärtsgigs ist das ein probates Mittel, sich ins
Gespräch zu bringen, da die Aussagen kaum zu kontrollieren
sind.
Aber liebe Leute, irgendwo hört's auf!
Wenn man für einen Tanzmuckengig durch die halbe Republik
fährt, nichts zu Essen bekommt, Streß mit dem Veranstalter
hat, das Publikum mies gelaunt ist und die Kohle nur mit Verzögerung
kommt, war der Gig einfach richtig scheiße. Da gibt es nichts
dran zu rütteln und da muss man auch dazu stehen.
Es war 1997. Die etablierten Kühlschränke hatten ihr
neues Mitglied Uwe Bossert schnell im Verdacht ein ganz besondere
Sprache zu beherrschen: Das Jägerlatein.
Die Gigs mit den Refrigerators unterlagen den normalen Schwankungen.
Waren mal gut, mal nicht so gut. Alle Gigs, die Uwe mit anderen
Bands hatte, waren immer super.
Das kam uns komisch vor, doch uns fehlten die Beweise. Uwe Sayer
(jetzt Bassist) hat uns neulich die Wahrheit über den oben
beschriebenen Gig erzählt und wir haben nun endlich Gewissheit.
Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir - genau genommen
war es Enno - mit ähnlichen Mitteln gearbeitet und Uwe mit
völlig unrealistischen Gagenaussichten in die Band gelockt
haben. Doch wir wollten ihn unbedingt haben. Denn die Besten sind
gerade gut genug für die Refrigerators. Da muss man eine Fünf
auch mal gerade sein lassen. Außerdem waren wir davon überzeugt,
dass Uwe durch sein Mitwirken bei den Refrigerators viel lernen
könnte, was in Geld kaum aufzuwiegen ist.
Zum Beispiel, dass wir eine SKA - Band sind und nach einem Konzert
weder Versicherungen verkaufen, noch Vorwerkstaubsauger vorführen
wollen. Will heißen: schleimgrüne Jacketts sind genauso
fehl am Platz wie mircokarierte Zweireiher. Im dritten Anlauf war
das Modeproblem dann gelöst. Uwe hatten einen extrem coolen
schwarzen Anzug.
Um auf die Schönrederei zurückzukommen: Sie hatte System.
Selbstmarketing! Uwe spielt inzwischen Gitarre bei Reamonn und erzählt
hoffentlich allen von den ausschließlich tollen Gigs, die
er mit den Refrigerators hatte.
Da war zum Beispiel jener in Merdingen. Nach dem Auftritt kam unser
Uwe mit einem recht passablen weiblichen Fan in Kontakt. Bald wurden
die Handy - Nummern ausgetauscht, um weitere Treffen vereinbaren
zu können.
Zwei Wochen später:
Die Kühlschränke sitzen im Bandbus. Am Vortag hatten sie
mit Eric Burdon gespielt und befanden sich nun irgendwo auf der
Autobahn zwischen Dortmund und Kassel, als das Handy von Uwe klingelte.
Es war jenes nette Mädchen, das sich zu dieser Zeit in San
Fransico befand und einfach mal so mit Uwe sprechen wollte.
Ja und was fragt man als zukünftiger Rockstar und ausgefuchster
Frauenkenner in dieser Situation zuerst?
Ihr ahnt es schon.
"Wie ist das Wetter in S.F."
Die Rückfahrt war gerettet. Wer eine derart unbedachte Äußerung
im Bandbus von sich gibt, dem steht Spot von höchster Qualität
für die gesamte Rückfahrt bevor.
Uwe hat aus Frust sofort eine zusätzliche Tafel Schokolade
gegessen und einen halben Liter Bananenmilch getrunken, womit die
Grundnahrungsmittel des Uwe B. auch schon genannt wären.
Glücklicherweise hat Uwe uns mit seinem Abschied aus der Band
einen hochbegabten
Schüler als Nachfolger präsentiert. Basti war Gitarrenschüler
von Uwe. Hierbei sei erwähnt, dass Gitarrenunterricht ein wenig
missverständlich ist. Uwe hat seinen Schülern das ganze
Leben erklärt. Wie was warum funktioniert. Zum Beispiel braucht
es 25 verschiedene Düfte, um sich immer mit einer der Situation
angemessenen Duftwolke umgeben zu können.
Wir danken Basti, dass er in diesem Punkt die Auffassung vertritt,
dass ein Duft als Mann völlig ausreicht und seine Mit - Refrigerators
verschont.
Hoch
|